Ejabberd - Installation und Einrichtung

Diese Seite beschreibt die Installation und Einrichtung des XMPP/Jabber-Servers ejabberd auf einem Debian-Bullseye-System. Wir empfehlen dir zusätzlich einen Blick auf die ausführlichen Blog-Artikel zu werfen:

Begriffe und Variablen

Variable Bedeutung Beispiel
DOMAIN Domain des Jabberservers systemausfall.org
JID Jabber-Identifier, vollständige Jabber-Adresse admin1@jabber.systemausfall.org
NAME Nutzername alice
HOST Jabber-Host ejabberd@jabber
PASSWORT Ein Passwort
VHOST Virtueller Jabber-Host jabber.systemausfall.org

Installation

In Debian Bullseye uster ist Version 21.01 von ejabberd enthalten. Meist gibt es über die Backports eine aktuellere Version. Zur Installation sind die folgenden Schritte notwendig:

apt install ejabberd ejabberd-contrib erlang-p1-mysql -t bullseye-backports

Damit wird auch die MariaDB-Datenbankanbindung installiert. Während der Installation wird ein Adminaccount eingerichtet.

Konfiguration

Die Konfiguration findet über die Datei /etc/ejabberd/ejabberd.yml statt. Durch zahlreiche Kommentare ist die Datei gut erklärt - ansonsten hilft die umfangreiche Doku weiter. Ab und an wird die Syntax vereinfacht - ein Blick in die aktuelle Beispiel-Datei hilft hier weiter.

Zudem kannst du dir ein Beispiel an der Konfiguration von Schokokeks und Trashserver nehmen.

DNS-Einträge

Über Service-Records (SRV) wird im Domain-Name-System (DNS) hinterlegt, auf welchem Port bestimmte Dienste für Clients und Server erreichbar sind. Die Konferenzräume des XMPP-Servers stehen meist unter conference.DOMAIN zur Verfügung. Ein entsprechender DNS-Eintrag sollte angelegt werden. Entsprechende SRV- und TXT-Einträge sollten ebenfalls gesetzt werden (siehe):

Eintrag Host Ziel Anmerkung
SRV _xmpp-client._tcp.jabber.systemausfall.org jabber.systemausfall.org:5222 Client-2-Server
SRV _xmpp-server._tcp.jabber.systemausfall.org jabber.systemausfall.org:5269 Server-2-Server
SRV _xmpps-client._tcp.jabber.systemausfall.org jabber.systemausfall.org:443 Client-2-Server
SRV _stun._tcp.jabber.systemausfall.org jabber.systemausfall.org:3478 STUN
SRV _stun._udp.jabber.systemausfall.org jabber.systemausfall.org:3478 STUN
SRV _stuns._tcp.jabber.systemausfall.org jabber.systemaufall.org:5349 STUN, TLS-verschlüsselt
SRV _turn._udp.jabber.systemausfall.org jabber.systemausfall.org:5349 TURN
SRV _turn._tcp.jabber.systemausfall.org jabber.systemausfall.org:5349 TURN
SRV _turns._tcp.jabber.systemausfall.org jabber.systemausfall.org:5349 TURN, TLS-verschlüsselt
TXT _xmppconnect.jabber.systemausfall.org _xmpp-client-xbosh=https://jabber.systemausfall.org:5280/bosh Websocket
CNAME conference.jabber.systemausfall.org jabber.systemausfall.org
CNAME echo.jabber.systemausfall.org jabber.systemausfall.org
CNAME irc.jabber.systemausfall.org jabber.systemausfall.org
CNAME proxy.jabber.systemausfall.org jabber.systemausfall.org
CNAME pubsub.jabber.systemausfall.org jabber.systemausfall.org
CNAME upload.jabber.systemausfall.org jabber.systemausfall.org

Firewall

Folgende Ports müssen in der Firewall geöffnet werden:

Port Protokoll Verwendung
3478 TCP, UDP Für STUN
5222 TCP Für Clients, die sich mit dem Server verbinden wollen
5269 TCP Für andere Server, die sich mit dem lokalen Server verbinden wollen
5280 TCP Für den internen Webserver (Adminwebinterface, Registrierung von Accounts
5349 TCP, UDP Für TURN
5443 TCP Für den Dateiupload
7777 TCP Für Dateitransfers via Proxy
49152-65535 UDP Für TURN

Sicherheit erhöhen

Über IM Observatory lässt sich die Einrichtung des jeweiligen Servers nach Sicherheitsaspekten bewerten. Es ist sinnvoll, den eigenen Server dort einen Test zu unterziehen und die bemängelten Punkte zu bearbeiten. Hinweise zur Erhöhung der Sicherheit befinden sich auch im Blog von process one.

Zertifikate von Let's Encrypt

Mit Let's Encrypt gibt es eine einfach zu nutzende Möglichkeit, anerkannte Zertifikate zu erzeugen. Zahlreiche Anleitungen erklären, wie das grundsätzlich geht. Dein Zertifikat sollte nicht nur auf die XMPP-Domain, sondern gleichzeitig auch auf alle als CNAME angelegten Domainnamen ausgestellt werden. Sind die Zertifikate erzeugt, liegen sie bei Debian unter /etc/letsencrypt/live. Da das Verzeichnis root:root gehört, hat ejabberd darauf keinen Zugriff. Es bietet sich an, unter /etc/ejabberd/ eine Zertifikatsdatei zu erstellen (Rechte ejabberd:root) und sie mit den Daten aus dem letsencrypt-Verzeichnis zu befüllen:

cat /etc/letsencrypt/live/domain.tld/privkey.pem /etc/letsencrypt/live/domain.tld/fullchain.pem >> /etc/ejabberd/ejabberd.pem

Anschließend sollte ein entsprechender cron-job erstellt werden, der die Datei bei jeder Zertifikatserneuerung aktualisert und die ejabberd-Konfiguration neu lädt.

Seit Version 17.11 unterstützt ejabberd das ACME-Protokoll. Folgende Angaben sind für die automatische Erstellung und Nutzung per ejabberdctl notwendig:

listen:
  -
    port: 5281
    module: ejabberd_http

certfiles:
  - "/data/ejabberd/ejabberd.pem"

acme:
  contact: "mailto:info@example.org"
  ca_url: "https://acme-v01.api.letsencrypt.org"

Anschließend muss der Webserver so konfiguriert werden, dass er Anfragen auf Port 5281 an ejabberd weiter leitet.

Unsichere SSL-Varianten deaktivieren

Erneut die Konfigurationsdatei bearbeiten:

protocol_options:
   - "no_tlsv1"

s2s_protocol_options:
   - "no_tlsv1"

Passworte als Hash speichern

Bei Verwendung der internen Mnesia-Datenbank werden die Passworte standardmäßig im Klartext gespeichert. Dies kann mit den folgenden Optionen in der Konfigurationsdatei geändert werden:

auth_method: internal
auth_password_format: scram

Bereits in Klartext gespeicherte Passworte werden beim nächsten Start von ejabberd umgewandelt.

Sichere Passworte erzwingen

Damit User nicht zu einfache Passworte bei der Erstellung von neuen Konten verwenden, kann folgende Option im Abschnitt mod-register aktiviert werden:

password_strength: 32

Spamschutz

XMPP-Spam ist lästig. Sofern für den eigenen Server die offene Anmeldung (In-band Registration) erlaubt ist, sollte zumindest eine Captcha-Abfrage eingerichtet sein, damit Bots nicht zahlreiche Accounts anlegen können. Die meisten Clients betten das Captcha dank XEP-0158 bei der Registrierung direkt ein. Sollte der Client dies nicht unterstützen, wird zumindest eine Link angezeigt, um das Captcha über den Browser aufzurufen.

  • Zur Erzeugung sind noch einige Pakete notwendig1):
    apt install imagemagick ghostscript --no-install-recommends
  • Die Einrichtung erfolgt über /etc/ejabberd/ejabberd.yml
  • Anzeigen der Captchas per URL:
    listen:
      -
        port: 5280
        captcha: true
  • Skript einbinden und Nutzung pro Minute beschränken:
    captcha_cmd: "/usr/share/ejabberd/captcha.sh"
    captcha_host: "https://jabber.systemausfall.org"
    captcha_limit: 5
    • Die Angabe des captcha_host kann, je nach Setup, auch nach dem Muster host:port ohne vorangestelltes https erfolgen, bspw. jabber.systemausfall.org:5280
  • Anzeige der Captchas bei der In-band Registrierung durch den Client:
    mod_register:
           captcha_protected: true

Weitere Hinweise zur Spamreduzierung befinden sich im Vortrag von ProcessOne.

Sprach- und Videochats

Ab Version 20.04 bietet bietet ejabberd alle Voraussetzungen für Sprach- und Videochats. Hinweise zur Einrichtung findest du auch hier. um es den XMPP-Clients leichter zu machen, solltest du die DNS-Einträge ensprechend erstellen und natürlich die Ports in der Firewall öffnen. In der einfachsten Variante sieht die Konfiguration dafür so aus:

  -
    port: 3478
    transport: udp
    module: ejabberd_stun
    use_turn: true
    turn_ip: $DEINE_IP

  -
    port: 5349
    transport: tcp
    module: ejabberd_stun
    use_turn: true
    turn_ip: $DEINE_IP
    tls: true

mod_stun_disco:
  services:
     -
       host: $DEINE_IP
       port: 3478
       type: stun
       transport: udp
     -
       host: $DEINE_IP
       port: 3478
       type: turn
       transport: tcp
      -
       host: $VHOST
       port: 5349
       type: stuns
       transport: udp
      -
       host: $VHOST
       port: 5349
       type: turns
       transport: tcp

Die Funktionalität kannst du anschließend hier oder mit diesen Hinweisen testen. Die Verbindungen sind immer per DTLS-SRTP Ende-zu-Ende verschlüsselt und sollten für geringere Latenz über UDP laufen. TLS-verschlüsselte Verbindungen über TCP erzeugen nur einen unnötigen Overhead ohne zusätzliche Sicherheit.

Optimierung für mobile Clients

Neben klassischen Desktop-Programmen verbreitet XMPP sich auch auf verschiedenen Smartphone-Systemen. So gibt es mit Conversations bspw. es einen wirklich guten XMPP-Client für Android-Geräte. Damit die Nutzung mit unterschiedlichen Clients angenehmer wird, können einige Optimierungen vorgenommen werden.

  • BOSH für die Nutzung hinter restriktiven Firewalls, die die üblichen XMPP-Ports blocken

HTTP File Upload

HTTP File Upload ermöglicht Dateitransfer per HTTP-Upload. Da ejabberd auf einem speziellen Port auf die Uploads wartet, muss die Firewall entsprechend konfiguriert sein. Anschließend wird ejabberd.yml angepasst:

  • Im listen-Abschnitt:
    -
        port: 5443
        module: ejabberd_http
        tls: true
        certfile: "/etc/ejabberd/ejabberd.pem"
        request_handlers:
          "upload": mod_http_upload
  • In der Modulkonfiguration:
    mod_http_upload:
      docroot: "/date/ejabberd/upload"
      put_url: "https://xmpp.example.org:5443/upload"
      access: local
  • Um übertragene Dateien nicht ewig zu speichern, sollte ein automatisches Löschintervall über das Modul mod_http_upload_quota festgelegt werden:
    mod_http_upload_quota:
        max_days: 60

Tor Hiddenservice einrichten

Der XMPP-Server kann recht einfach als Tor Hiddenservice betrieben werden.

  • Tor installieren:
    apt install tor tor-nyx
  • /etc/tor/torrc bearbeiten, Port des Dienstes eintragen und Verzeichnis festlegen:
    HiddenServiceDir /var/lib/tor/hidden_service/
    HiddenServiceVersion 3
    HiddenServicePort 5222 127.0.0.1:5222
    HiddenServicePort 5269 127.0.0.1:5269
  • Verzeichnis erstellen und Rechte setzen:
    mkdir /var/lib/tor/hidden_service/
    
    chown -R debian-tor: /var/lib/tor/hidden_service/
    
    chmod 700 /var/lib/tor/hidden_service/
  • Anschließend Tor neu starten. Mit dem Kommandozeile-Tool nyx kannst du die Funktionalität deines Tor-Dienstes überprüfen.

In der Datei /var/lib/tor/hidden_service/hostname ist der automatisch generierte .onion-Link hinterlegt, der nun als Adresse publiziert werden kann. Du solltest noch folgende Hinweise beachten.

Administration

Webfrontend

Über das Webfrontend kann der Server umfangreich konfiguriert werden. Es ist üblicherweise unter https://DOMAIN/admin zu erreichen. Einloggen können sich in /etc/ejabberd/ejabberd.yml eingetragene Admins mit ihrer vollständigen JID und dem entsprechenden Passwort.

Neue User anlegen

Sofern das entsprechende Modul aktiviert ist, können User mit ihrem Client selbständig neue Accounts registrieren. Für Admins gibt es zwei Möglichkeiten:

  • per Webfrontend
  • oder per Kommandozeile
    ejabberdctl register NAME HOST PASSWORT

Userpasswort ändern

Auch hier gilt: sofern das entsprechende Modul aktiviert ist, können User mit ihrem Client das Passwort selbst ändern. Admins können dies über das Webfrontend tun: https://DOMAIN/admin/server/VHOST/users.


Hinweise

1)
Entgegen der Dokumentation ist das convert-Tool aus dem Debian-Paket graphicsmagick-imagemagick-compat nicht vollstängig kompatibel zur imagemagick-Version